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Leni (Admin)

Mythos Biopsie - Tumore beim Hund diagnostizieren

Tumor Biopsie Hund
Eine Biopsie bei Krebsverdacht beim Hund kann für die Diagnostik und wirksame Krebstherapie entscheidend sein

Zusammenfassung: Eine Biopsie ist eine medizinische Untersuchung, bei der eine Probe von Körpergewebe entnommen und anschließend untersucht wird, um mögliche Krankheiten oder Veränderungen im Gewebe, wie zum Beispiel eben Krebs, zu diagnostizieren. Die Biopsie kann an Haut, Knochen, Muskeln, Lymphknoten oder inneren Organen durchgeführt werden. Für die Entnahme der Probe wird mit verschiedenen Instrumenten gearbeitet, die von der Gewebeart abhängen:

 

  • Hautbiopsie: Wird mittels einer speziellen Stanze durchgeführt, die durch ihren scharfen Rand Gewebeproben von etwa drei bis sieben Millimetern Durchmesser ausstanzen. Eine örtliche Betäubung ist meist ausreichend.

  • Hautgeschabsel: Hierbei werden Hautzellen mit einem scharfen Instrument abgekratzt bis es leicht blutet und streicht die Probe auf einem Objektträger aus.

  • Tiefere Gewebeproben oder Organbiopsien: Werden mit Biopsie-Hohlnadeln entnommen, die etwa ein bis zwei Millimeter große Proben gewinnen. Die Position der Nadel wird oft mit Ultraschall kontrolliert.

  • Knochenbiopsie: Hier wird ein Trepan, eine Art Miniatur-Bohrer, verwendet. Die Entnahme erfolgt unter Röntgen- oder CT-Kontrolle.

  • Chirurgische Biopsie: Unter Vollnarkose wird ein kleines Stück Gewebe wird mit einem Skalpell aus dem betroffenen Organ oder Gewebe entnommen.


Mittels der Gewebeproben geben anschließend die Untersuchungsergebnisse der onkologischen Pathologie Einblicke in die Eigenschaften und das Verhalten des Tumors (TNM-Klassifikation, Malignitätsgrad, Grading, Staging). Bei den meisten Erstdiagnosen ist eine Biopsie sinnvoll: Ohne den histopathologischen Befund würde man wie vor einer verschlossenen Tür mit vielen Schlüsseln stehen. Zwar hätte man potenzielle Methoden und Therapien zur Auswahl, um den Krebs zu bekämpfen. Doch wüsste man nicht, welcher dieser Schlüssel die Tür öffnet. Operationen, Bestrahlungen, Chemotherapie, Medikamente … können zu Komplikationen und Nebenwirkungen führen. Man führt sie durch, wenn man eine Chance sieht, den Zustand des Patienten damit zu verbessern. Ob es diese Chance gibt, kann man aber nur beurteilen, wenn man weiß, was man vor sich hat. Daher raten Onkologen fast immer zu einer Biopsie. Nur in zwei Fällen nicht: wenn der Tumor sowieso operiert werden müsste, um die Krankheitslast zu mindern bzw. das Überleben zu sichern (Größe/Lage des Tumors) oder wenn die Krebserkrankung ohnehin nicht behandelt werden würde. Zum Beispiel, wenn der tierische Patient wegen seines Alters und Vorerkrankungen keine Therapie erhalten soll oder dies medizinisch nicht zu empfehlen ist.

Biopsien bei Krebserkrankungen sind kontrovers diskutiert

Krebszellen von Hunden bei Biopsie

Immer wieder kursiert die Behauptung, dass sich Tumorzellen durch Biopsien im Körper verbreiten und an anderen Stellen als Metastasen festsetzen („Tumore explodieren bei einer Biopsie“ oder „bloß nicht mit Biopsie den Krebs aufwecken“). In der Humanmedizin konnten Studien diese Annahme widerlegen. Der Grund: Der Entstehungsprozess von Metastasen ist sehr komplex. Krebszellen können nicht so einfach an allen Stellen des Körpers anwachsen. Tatsächlich müssen sie erst über einen längeren Zeitraum bestimmte Eigenschaften erwerben, um sich in einem neuen Gewebe festsetzen zu können. Es gibt einen einzigen Sonderfall - und zwar das Weichteilsarkom. Als Weichteilgewebe bezeichnet man Muskulatur, Fettgewebe, Bindegewebe und Nervengewebe. Bei Weichteilsarkomen sind die Tumorgrenzen nicht scharf begrenzt und wachsen infiltrativ wie eine Art "verzweigte Ausläufer" in das umliegende Gewebe. Bei der Entnahme von Probematerial sind sie unter Umständen nicht sicht- oder tastbar* und so besteht ein gewisses Risiko, dass sich im Verlauf des Stichkanals der Hohlnadel Metastasen bilden. Der Biopsiekanal und die Drainagewege sollten daher bei der nachfolgenden Operation mit entfernt werden.

*Seit neuestem gibt es die Möglichkeit, die Tumorgrenzen mit Fluoreszenzfarbstoffen sichtbar zu machen. Dazu wurden am Universitären Tierspital Zürich bei Hund und Katze bereits einige Farbstoffe getestet, die vielversprechende Resultate lieferten.


Falls du eine kompetente Beratung zu veterinärmedizinischen Untersuchungen in Anspruch nehmen möchtest oder Fragen zu Nutzen & Risiko von Biopsien hast, steht dir unsere Tierärztin und Onkologin Dr. Franziska Hergt gerne zur Verfügung. Die Beratung ist hier buchbar:



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