top of page
DSC_0075.JPG

Lexikon für Tumore & Krebserkrankungen
beim Hund

Dies ist eine Projektseite der Plattform Krebs beim Hund. Hier entsteht ein Lexikon und Wissenspool für Krebserkrankungen und Krebstherapien für Hunde. Es ist der ideale Ort, um Besuchern mehr Informationen zum Thema Krebs beim Hund und Hintergrund zu unserer Arbeit zu geben.  Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung 

Mammatumore (Gesäugedrüsentumore) zählen zu den häufigsten Tumorerkrankungen bei unkastrierten Hündinnen. Etwa jede vierte unkastrierte Hündin entwickelt im Laufe ihres Lebens einen oder mehrere Mammatumore. Gesäugetumore sind Wucherungen im Brustdrüsengewebe der Hündin. Sie können einzeln oder multipel auftreten und sowohl gutartig (benigne) als auch bösartig (maligne) sein. Etwa 50% aller Mammatumore bei Hündinnen sind bösartig. Diese Tumore entstehen durch unkontrolliertes Zellwachstum im Gesäugeleistengewebe und können vom Drüsengewebe selbst oder vom umgebenden Bindegewebe ausgehen. Die Entstehung wird maßgeblich durch weibliche Geschlechtshormone begünstigt. Unkastrierte Hündinnen haben ein deutlich höheres Risiko, an Mammatumoren zu erkranken, besonders wenn sie mit Hormonen behandelt wurden, um Läufigkeiten zu unterdrücken oder Scheinträchtigkeiten zu behandeln. Regelmäßige Kontrollen durch Abtasten der Gesäugeleisten, besonders bei älteren unkastrierten Hündinnen, ermöglichen eine frühe Entdeckung.

Die Kastration einer Hündin hat einen erheblichen Einfluss auf das Risiko, Mammatumore (Gesäugetumore) zu entwickeln. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass das Risiko für diese Tumorerkrankung stark vom Zeitpunkt der Kastration abhängt. Der Grund dafür liegt in der hormonellen Steuerung der Brustdrüsen. Östrogene und Progesteron fördern das Wachstum der Milchdrüsen und damit auch das Risiko für Zellwucherungen. Wird die Hündin frühzeitig kastriert, werden diese Hormone weitgehend ausgeschaltet, wodurch das Risiko für Tumorbildung drastisch reduziert wird. Einfluss des Kastrationszeitpunkts

  • Vor der ersten Läufigkeit (ca. 6.–9. Lebensmonat): Das Risiko für Mammatumore sinkt um über 90 %.

  • Nach der ersten Läufigkeit, aber vor der zweiten: Das Risiko reduziert sich noch um etwa 75 %.

  • Nach der zweiten Läufigkeit: Die Risikoreduktion beträgt nur noch ca. 25 %.

  • Nach mehreren Läufigkeiten oder im höheren Alter: Die Kastration hat kaum noch schützenden Effekt gegen Mammatumore.


Während eine frühzeitige Kastration das Risiko senkt, ist sie keine absolute Garantie gegen Mammatumore. Auch andere Faktoren wie Genetik, Umwelt und Ernährung spielen eine Rolle. Zudem können Mammatumore in seltenen Fällen auch bei kastrierten Hündinnen auftreten, vor allem, wenn die Kastration erst im höheren Alter erfolgt. Wenn eine Hündin bereits Mammatumore entwickelt hat, kann eine Kastration unter Umständen sinnvoll sein. Studien zeigen, dass eine Kastration zum Zeitpunkt der Tumorentfernung die Wahrscheinlichkeit für erneute Tumorbildung verringern kann, allerdings nur dann, wenn der Tumor hormonabhängig ist. Eine Kastration ist ein operativer Eingriff, der sowohl Vorteile als auch mögliche Risiken mit sich bringt. Neben der Risikoreduktion für Mammatumore beugt sie auch Gebärmutterentzündungen (Pyometra) und Eierstocktumoren vor. Mögliche Nachteile sind ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Inkontinenz und Veränderungen im Fell. Die Entscheidung zur Kastration sollte daher individuell und in Absprache mit einer Tierärztin oder einem Tierarzt getroffen werden, unter Berücksichtigung des Alters, der Rasse und des Gesundheitszustands der Hündin.

Welche sind die Symptome bei Mamatumoren?

Die Früherkennung von Mammatumoren ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Folgende Symptome können auf Gesäugetumore hinweisen:
 

  • Tastbare Knoten im Bereich der Gesäugeleisten von wenigen Millimetern bis mehreren Zentimetern
  • Feste oder weiche Konsistenz der Umfangsvermehrungen

  • Bei gutartigen Tumoren: meist gut abgegrenzt und verschieblich

  • Bei bösartigen Tumoren: oft schnelleres Wachstum, schlechte Abgrenzung, mögliche Verwachsung mit umliegendem Gewebe

  • Rötungen oder Entzündungen der Haut über dem Tumor

  • In fortgeschrittenen Fällen: Geschwürbildung, Absonderungen oder Blutungen

  • Vergrößerte Lymphknoten in der Nähe des Tumors bei Metastasenbildung

Wie erfolgt die Diagnostik?

Bei Verdacht auf einen Mammatumor umfasst die Diagnostik mehrere Schritte:

  1. Klinische Untersuchung: Der Tierarzt tastet das Gesäuge ab und bewertet Größe, Konsistenz und Anzahl der Umfangsvermehrungen.
     

  2. Feinnadelaspiration: Eine dünne Nadel wird in den Tumor eingeführt, um Zellmaterial zu gewinnen. Diese zytologische Untersuchung gibt Hinweise auf Art und Bösartigkeit des Tumors.
     

  3. Bildgebende Verfahren:

    • Ultraschalluntersuchung: Beurteilung der Tumorstruktur und möglicher Veränderungen in Lymphknoten

    • Röntgen der Lunge: Zum Ausschluss von Lungenmetastasen, die bei bösartigen Mammatumoren häufig auftreten

    • CT oder MRT: Bei komplexen Fällen zur genaueren Beurteilung der Tumorausbreitung

 4. Histopathologische Untersuchung: Nach chirurgischer Entfernung wird das Tumorgewebe im Labor untersucht, um den genauen Tumortyp und seine Bösartigkeit (Malignität) zu   bestimmen. Beim ​Staging wird das Tumorstadium bestimmt zur Einschätzung von Ausbreitung und Prognose.

Wie ist die Prognose für Gesäugekrebs?

Die Prognose bei Gesäugetumoren hängt von verschiedenen Faktoren ab:
 

  • Tumortyp: Gutartige Tumore haben eine deutlich bessere Prognose als bösartige.

  • Größe: Je kleiner der Tumor bei Entdeckung, desto besser die Heilungsaussichten. Tumore unter 3 cm Durchmesser haben eine günstigere Prognose.

  • Histologischer Typ: Tumorart und Differenzierungsgrad beeinflussen die Überlebenszeit.

  • Metastasierung: Hat der Tumor bereits gestreut, verschlechtert sich die Prognose

  • Infiltration: Tumore, die in umliegendes Gewebe einwachsen, haben eine schlechtere Prognose.

  • Operationszeitpunkt: Je früher die chirurgische Entfernung erfolgt, desto besser die Heilungschancen.
     

Bei gutartigen Mammatumoren liegt die Heilungsrate nach vollständiger chirurgischer Entfernung bei über 90%.

 

Bei bösartigen Tumoren variiert die Prognose stark:

  • Plattenepithelkarzinome: Mittlere Überlebenszeit 1-2 Jahre

  • Adenokarzinome: Je nach Differenzierungsgrad 1-3 Jahre

  • Karzinome mit Lymphknotenmetastasen: Überlebenszeit oft unter 1 Jahr

Welches sind die tiermedizinischen Behandlungsmöglichkeiten?

Die Behandlung von Mammatumoren umfasst verschiedene Therapieansätze, wobei die chirurgische Entfernung die wichtigste Maßnahme darstellt:

1. Chirurgische Therapie

  • Lumpektomie: Entfernung nur des Tumors bei kleinen, gutartigen Geschwülsten

  • Regionale Mastektomie: Entfernung der betroffenen Gesäugeleiste und benachbarter Drüsenkomplexe

  • Unilaterale Mastektomie: Vollständige Entfernung aller Gesäugeleisten einer Körperseite

  • Radikale Mastektomie: Entfernung aller Gesäugeleisten beider Körperseiten (in mehreren Operationen)

  • Lymphknotenentfernung: Bei Verdacht auf Metastasierung werden regionale Lymphknoten mit entfernt

Die Wahl des Verfahrens hängt von Anzahl, Größe und Verteilung der Tumore sowie deren Bösartigkeit ab.

2. Chemotherapie

Bei hochgradig malignen Tumoren oder bereits erfolgter Metastasierung kann eine Chemotherapie als unterstützende Behandlung eingesetzt werden. Gebräuchliche Protokolle beinhalten:

  • Doxorubicin (Handelsname: Adriblastin®, Doxorubicinhydrochlorid)

  • Carboplatin (Handelsname: Carboplat®)

  • Cyclophosphamid (Handelsname: Endoxan®)

  • Gemcitabin (Handelsname: Gemzar®)

  • 5-Fluorouracil (Handelsname: Fluorouracil®)

Die Chemotherapie wird häufig in Zyklen über mehrere Wochen verabreicht und kann die Überlebenszeit verlängern.

3. Kastration - Sinnvoll oder nicht?

Die Frage, ob eine gleichzeitige Kastration bei der operativen Entfernung von Mammatumoren sinnvoll ist, wird kontrovers diskutiert:

Argumente für eine gleichzeitige Kastration:

  • Verringerung des hormonellen Einflusses auf verbleibende Tumorzellen

  • Reduzierung des Risikos für hormonabhängige Erkrankungen der Gebärmutter und Eierstöcke

  • Vorbeugung weiterer hormonell bedingter Tumore bei noch gesunden Gesäugekomplexen

  • Besonders sinnvoll bei mehrfach rezidivierenden Tumoren

Argumente gegen eine gleichzeitige Kastration:

  • Bei älteren Hündinnen mit bereits bestehenden Tumoren hat die Kastration kaum präventiven Einfluss auf das Tumorwachstum

  • Zusätzliche Belastung während der Operation

  • Bei nicht-hormonabhängigen Tumoren bringt die Kastration keinen therapeutischen Vorteil

Empfehlung: Bei jüngeren Hündinnen mit hormonabhängigen Tumoren ist eine gleichzeitige Kastration sinnvoll. Bei älteren Hündinnen oder nicht-hormonabhängigen Tumoren sollte die Entscheidung individuell getroffen werden. Eine Analyse der Hormonrezeptoren im Tumorgewebe kann wertvolle Hinweise geben.

Wie wird die Medikation gewählt? (Wirkstoff + Handelsname)

Neben der Chemotherapie kommen weitere Medikamente zum Einsatz:

Schmerzmedikation

  • Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID): Carprofen (Rimadyl®), Meloxicam (Metacam®)

  • Opioide: Tramadol (Tramal®), Buprenorphin (Buprenovet®)

Antihormonelle Therapie

  • Tamoxifen (Nolvadex®): Bei Tumoren mit Östrogenrezeptoren

  • GnRH-Antagonisten: Deslorelin (Suprelorin®)

Immunmodulatoren

  • Interferon: Interferon-alpha (Roferon®)

  • Tyrosinkinasehemmer: Toceranib (Palladia®)

Antibiotika (bei sekundären Infektionen)

  • Amoxicillin mit Clavulansäure (Synulox®)

  • Cefalexin (Therios®)

  • Enrofloxacin (Baytril®)

Als ergänzende Therapie können naturheilkundliche Ansätze die konventionelle Behandlung sehr gut unterstützen:

1. Misteltherapie

Die Misteltherapie ist eine der am besten untersuchten komplementären Behandlungsmethoden in der Onkologie. Wir arbeiten mit der ViscutVet Gruppe in der Schweiz zusammen. Die Therapie wird stets individuell zusammen gestellt. Bei Interesse an weiteren Information und/oder einer Beratung buche gerne einen Termin:   

  • Iscador®: Verschiedene Sorten (Iscador P, M, Qu) je nach Tumorart

  • Helixor®: Als subkutane Injektionen mit steigender Dosierung

  • Abnobaviscum®: Spezifische Mistelpräparate für verschiedene Tumorarten

Die Misteltherapie kann das Immunsystem stärken, die Lebensqualität verbessern und möglicherweise das Tumorwachstum hemmen. Sie wird meist als Langzeittherapie über mehrere Monate durchgeführt.

2. Homöopathische Präparate (Heel)

Komplexmittel von Heel können unterstützend eingesetzt werden:

  • Traumeel®: Bei Entzündungsreaktionen im Tumorgebiet

  • Lymphomyosot®: Zur Unterstützung des Lymphflusses

  • Engystol®: Zur Immunmodulation

  • Coenzyme compositum®: Zur Unterstützung des Zellstoffwechsels

  • Ubichinon compositum®: Bei Störungen der Zellatmung
     

3. Weitere Ansätze

  • Phytotherapie: Echinacea, Curcuma, grüner Tee (EGCG) zur Immunstimulation

  • Omega-3-Fettsäuren: Fischöl zur Hemmung entzündlicher Prozesse

  • Antioxidantien: Vitamin C, E, Selen zur Neutralisierung freier Radikale

  • TCM: Chinesische Kräuterrezepturen wie Yunnan Baiyao oder Si Miao San

  • Akupunktur: Zur Schmerzlinderung und Stärkung des Immunsystems
     

Wichtig: Naturheilkundliche Begleittherapien sollten immer mit dem behandelnden Tierarzt abgesprochen werden.

Für onkologische Beratung

Für naturheilkundliche Beratung

bottom of page